Kapelle Saint-Michel
Hoch über Oberschlinder thront die Kapelle Saint-Michel, umgeben von Wald und erreichbar über Wanderwege.
Die Kapelle St. Michel im Schlënner-Tal ist ein verstecktes Juwel aus dem ehemaligen Dorf Oberschlinder. Inmitten der zauberhaften Landschaft des Éislek, im Norden Luxemburgs erstreckt sich das Tal zwischen Schlindermanderscheid und Hoscheid.
Die Kapelle St. Michel erzählt eine faszinierende Geschichte. Sie befand sich einst im Herzen eines blühenden Dorfes. Heute sind jedoch nur noch wenige Spuren von Oberschlinder zu erkennen. Neben der erhaltenen Kapelle gab es einst eine Schule, eine Gerberei und Mühlen. Die ersten Erwähnungen dieser Gegend reichen bis ins Jahr 1349 zurück. Das Leben im Tal war mühsam und die Menschen versuchten, durch Landwirtschaft und Handwerk zu überleben: An den steilen Hängen sind nur Schafzucht und Holznutzung möglich; im Tal sind die Landflächen klein und wenig fruchtbar.
In den 1820er Jahren bestand das Dorf aus 20 Häusern mit einem Höchststand von 69 Personen im Jahr 1827. Bevor eine langsame Entvölkerung einsetzte.
Das Tal der "Schlënner" ist dafür bekannt, eine eher späte Abwanderung erlebt zu haben. Mit der industriellen Revolution ab 1870 beginnt auch eine bekannte Auswanderungsperiode der Luxemburger in Richtung des amerikanischen Kontinent (1845-1918). Zwischen 1863 und 1895 ging die Bevölkerung um ein Drittel zurück. Die letzte Geburt fand 1918 statt und 1922 gab es nur noch 13 Einwohner. Von den Nazis gezwungen, für sie einzutreten, wenn sie nicht deportiert werden wollten, und auf der Suche nach Verstecken in den umliegenden Waldbunkern, verließen die letzten Bewohner das Dorf gleich nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1948.
Der historische Kontext dieses Ortes wird auch durch die Architektur der Kapelle widergespiegelt. Schlicht und dennoch beeindruckend, präsentiert sich die Kapelle St. Michel mit einem rechteckigen Äußeren, einem kurzen romanischen Vordach und einem sanften Glockenturm. Ihr Inneres überrascht mit einer achteckigen Form - ein ruhiger Raum mit schmalen Fenstern, die warmes Licht hineinstrahlen. Schlichte Eleganz prägt den Innenraum, der bewusst ohne übermäßiges Mobiliar und Dekoration auskommt.
Der Hauptaltar, ein Kunstwerk aus rosafarbenem Sandstein und Bronze, erzählt die Geschichte von Sainte Cunégonde. Die Künstlerin Bettina Scholl-Sabatini entwarf diesen Altar Anfang der 80er Jahre, und die Skulpturen spiegeln ihre Bedeutung für die lokale Geschichte wider.
Die Kapelle St. Michel ist weit mehr als nur ein Gebäude - sie ist ein lebendiges Denkmal. Inmitten des Schlënner-Tals verknüpft sie die historische Bedeutung der Region mit der natürlichen Schönheit der Landschaft. Als eine der letzten Zeugnisse des verschwundenen Oberschlinder zieht sie Besucher an, die nach Ruhe, Geschichte und einem einzigartigen Ort suchen. Ihre schlichte Schönheit, kombiniert mit ihrer bewegten Geschichte, machen sie zu einem Ort von historischer, architektonischer und ästhetischer Bedeutung.
Sie ist unter anderem über den Éislek Pad Hoscheid und den Escapardenne Lee Trail erreichbar.