Wo ist Madame?
Die Rosen-Zeitschrift liegt auf dem kleinen Tisch. Daneben blüht die Königin der Blumen in einer Vase. Wer hat hier gelesen, wer saß in diesem Sessel? Es sieht so aus, als wäre derjenige gleich wieder da. Auch die anderen Möbel, schweres Holz und filigrane Schnitzereien aus der Zeit zwischen dem 18. Jahrhundert und der Jugendstil Epoche, scheinen rege in Gebrauch zu sein. Stifte, Schreibzeug, Bücher, tickende Uhren, edles Geschirr und silbernes Besteck überall. Doch die Bewohnerin kommt nicht zurück – Madame Anne-Marie Linckels lebt seit 2012 nicht mehr.
Besucher des Renaissanceschlosses in Befort haben dennoch den Eindruck, dass sie gleich zur Tür hereinkommt. Ihre Räumlichkeiten kann man heute besichtigen und auf den Spuren der Schlossherrin wandeln, die bis zu ihrem 98. Lebensjahr dort residierte. Das schwarze Telefon mit Wählscheibe, das sie benutzte, die Fotos – alles ist geblieben. Man spürt buchstäblich Madame Linckels‘ Präsenz an diesem Ort.
Dass das so ist, liegt bestimmt auch an Jacqueline Kuijpers, die Besucher viele Jahre lang durch die Räumlichkeiten geführt hat. Sie hat die alte Dame sehr gut gekannt, denn sie ist ihre ehemalige Haushälterin – und lebt seit 1980 in dem Schloss. Nicht weniger als die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte sie hier, sah ihre drei Kinder in dem weitläufigen Gemäuer aufwachsen, kennt jeden Winkel, natürlich auch den Garten.