Black Air
Black Air
Luft ist schwarz. Sie hat keine Farbe, keine Leuchtkraft und keine Form. Ihre Schwärze ist nicht ohne Inhalt, sondern reines Potenzial, rohe kreative Energie. Luft ist frei. Sie fließt überall, gänzlich, ausnahmslos und immer, ohne architektonische oder politische Grenzen zu beachten. Wir werden aufs Engste in schwarze Luft getaucht. Wir werden in sie hineingeboren. Wir atmen sie ein. Wir bewegen uns in ihr, handeln durch sie, sprechen aus ihr heraus. Voller elektromagnetischer Energie, belebt uns schwarze Luft, sie schwingt und klingt, sie trägt und überträgt.
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Namensgebend für die von Amelia LiCavoli kuratierte Ausstellung Black Air ist die elektromediale Installation von Aldo Tambellini und Otto Piene aus dem Jahr 1968, bei der Filme eingespielt und Lichtobjekte eingesetzt wurden. Neben dieser Reaktivierung wurden eine neue Publikation, ortsspezifische Installationen und Performances in Auftrag gegeben. Ibrahim R. Inekes Gemälde und Künstlerbuch setzen den menschlichen Maßstab. Zu Soundklängen kartiert Semiconductor wissenschaftliche Daten von Ausdehnungen dunkler Energie in Supergalaxienhaufen und visualisiert sie als skulpturale Reliefs. Ayako Katos Performance ist eine physische Erkundung von metaphysischer schwarzer Luft in Raum und Zeit. Die von Max Kuiper entworfene Mixed-Media-Installation umfasst Sound, Videoprojektionen und transparente Folien mit integrierten Materialien und Drucken. Lisa Slodkis freihängende Videoinstallation zeigt eine Reihe dynamischer Vignetten, aufgenommen während einer Suche nach Äther. Die Landschaften von Hans de Wit. geben Strahlungsausbrüche, Luftverwirbelungen und biologische Antennen wieder, die Vorstellung erweckend, die Erdoberfläche gleiche eher einer Lunge als einer harten Kruste. Zusammen veranschaulichen diese Kunstwerke die sinnliche Verbundenheit von schwarzer Luft – die erst durch ihre Interaktionen, Beziehungen und Wirkungskräfte sichtbar oder greifbar wird.
Amelia LiCavoli lebt als Kuratorin und Autorin mit dem Schwerpunkt intermediale Kunst in Chicago. Seit 2014 arbeitet sie an einem Buchmanuskript zur Dokumentation der Underground-Geschichte von Aldo Tambellinis Black Gate Theater und dessen Verortung in der Szene für Experimentalfilm und elektromediale Performancekunst der 1960er. Seit 2003 schreibt Amelia LiCavoli Katalogessays, Monografien, längere Artikel sowie Ausstellungs- und Performancekritiken für diverse internationale und regionale Kunst- und Kulturpublikationen. Des Weiteren kuratiert sie Video- und Filmvorführungen und Ausstellungen in Museen und Galerien in den gesamten USA (darunter Experimental Sound Studio, Artists‘ Television Access und Western Exhibitions) und in Europa (NES Artist Residency in Island und CCRD opderschmelz in Luxemburg).
Foto: Black Air, Ausstellungsansicht © Casino Luxembourg