Die Stadt, ihre Bühne
Für Theaterregisseurin Anne Simon ist alles eine Bühne. Drinnen wie draußen: überall Spieler. Überall Requisiten. Die Ideen für ihre Inszenierungen, sie sind immer nur einen Geistesblitz entfernt. Bei Spaziergängen durch ihre Stadt Luxemburg lässt sie sich inspirieren.
Wir treffen Anne Simon vor der Kneipe „Interview“ zum, logisch, Interview. Wir wollen sie kennenlernen und mit ihr die Stadt (neu) sehen. Vor der Kneipe stehen Bistrotische. Auf einem der Stühle: die Künstlerin. Sie sitzt vornübergebeugt. Eine Zigarette glimmt zwischen ihren Fingern vor sich hin. Die schlanken Beine sind übereinandergeschlagen. Sie fixiert etwas in der Ferne. Die Haltung, als wolle sie, wie ein Habicht, gleich losschlagen. In wenigen Sekunden das Objekt der Begierde aufspießen. Volle Konzentration. Aber auf was? Sie ist definitiv nicht auf der Suche nach Nahrung, wie der Raubvogel es wäre. Braucht sie nicht. Ein dampfender Cappuccino steht direkt vor ihr. Mit Keks. Nein, sie spürt etwas anderes auf. Sie ist auf der Suche nach Situationen, Menschen, Handlungen, Kunstobjekten und Alltagsobjekten, die sie interessieren und inspirieren. Sie saugt auf und sie atmet Ideen aus.