Remerschen Haff Réimech
© Pancake! Photographie

Outdoors Passion „Haff Réimech“ und Biodiversum

4 Minuten

Natürlich leidenschaftlich!

Worum geht es?

  • Das Naturschutzgebiet „Haff Réimech“ und das Biodiversum bieten faszinierende Einblicke in Luxemburgs Natur und Umweltschutz.
  • Das Biodiversum, gestaltet wie ein umgedrehtes Holzschiff, präsentiert auf drei Stockwerken Wissenswertes rund um die lokale Natur.
  • Besucher lernen durch interaktive Führungen und Ausstellungen konkrete Möglichkeiten des Naturschutzes kennen und können diese in ihrem Alltag umsetzen.
  • Engagierte Menschen wie Kerstin Rose führen Besucher durch das Gebiet und vermitteln Wissen über Naturschutz und Nachhaltigkeit.

Das Naturschutzgebiet „Haff Réimech“ und das dort erbaute Biodiversum sind ein faszinierender Ort, um der Natur in Luxemburg ganz nahe zu kommen und gleichzeitig viel über Natur- und Umweltschutz zu lernen. Das liegt auch an den engagierten Menschen, die dort Einblicke geben und Führungen machen.

Am Anfang war das Tier. „Ich liebe Tiere!“, sagt Kerstin Rose. Die hoch­gewachsene, blonde Frau ist unter­wegs im Naturschutzgebiet „Haff Réimech“. Ihr Blick streift das stille Wasser des Weihers. Auf einmal flat­tert es, und drei Blässhühner landen auf der Oberfläche. Sofort gibt es rund um die Tiere schwache Wellen, die zu Kreisen werden. Die Bläss­hühner schreien drei Mal schrill auf. Dann ist es wieder still.

Kerstin Rose ist eine der Gäste- Guides, die dort meist jungen Besu­cherinnen und Besuchern die Natur und auch das Gebäude Biodiversum zeigen. Damit eröffnet sie ihnen eine ganze Welt des Naturschutzes und der Nachhaltigkeit, buchstäblich Schritt für Schritt.

Haff Réimech
© Pancake! Photographie

Futurismus trifft Nachhaltigkeit

Kerstin kann viel gestalten. Zum Beispiel bei den Vorbereitungen zum „Bird Watch Day“, bei dem die ge­fiederten Bewohner des Naturschutz­gebietes in Augenschein genommen werden. Oder sie kreiert mit Kollegen eine neue Schnitzeljagd, bei der in der Natur eine Schatzsuche installiert wurde, die die Führungen durch den „Haff“ noch spannender machen. Im­mer wieder gibt es Fragen und Auf­gaben, und manche sind ganz schön „tricky“, zum Beispiel die Heraus­forderung, winzige Metall-Vögel hoch oben in den Bäumen zu finden.

Das alles ist spannend und lehrreich und erfordert ein gewisses didak­tisches Geschick. Dabei war Kers­tin Rose früher nicht pädagogisch „unterwegs“, sondern in einem ganz anderen Beruf, nämlich als Tierärztin tätig. „Aber dieses Naturschutzgebiet hier habe ich schon immer sehr ge­mocht!“, bekräftigt sie. „Es ist mein liebster Ort in Luxemburg!“ Kerstin Rose war der Liebe wegen nach Luxemburg gezogen und wohnt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Wintringen, gar nicht weit von ihrer Arbeitsstelle.

Als die Stelle als Guide beim Biodiversum ausgeschrieben war, bewarb sie sich, rechnete eigentlich wegen ihrer ursprünglich anderen Qualifikation erst mal nicht damit, genommen zu werden. „Aber ich habe sofort gesehen, dass sie eine motivierte und engagierte Person ist, die eine gute Ausstrahlung hat, die Arbeit ernst nimmt und tolle Ideen hat“, sagt Steve Jungen.

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Er ist Leiter des „Centre nature et forêt Biodiversum Camille Gira“ und an diesem Tag mit Kerstin unterwegs, um einige neue Stationen im Natur­schutzgebiet zu besichtigen. Heute arbeitet Kerstin mit Begeisterung in seinem Team. Sie hat eine Mission, das merkt jeder, der sie begleitet.

Das alles passiert im und rund um das gleichzeitig futuristisch und nachhaltig gestaltete Gebäude des Biodiversums, das an ein umgedreh­tes Holzschiff erinnert. Auf drei Stockwerken wird hier die Natur der Umgebung präsentiert, mit all ihren schützenswerten Bestand­teilen. Zum Beispiel wird auf einem Zeitstrahl ganz anschaulich erklärt, wie die Flusslandschaft der Mo­sel sich verändert hat; von einem natürlichen breiten Flussbett mit Seitenarmen, Inseln, Sandbänken, Kiesflächen und Schilfgürteln, zu einer begradigten Wasserstraße mit geregeltem Wasserstand und größtenteils befestigten und bebau­ten Ufern.

„Aus einer ehemaligen Kiesgrube ist nun für viele Tiere ein Ersatzlebensraum geworden, den wir pflegen und künstlich offenhalten müssen, damit er nicht zuwächst. Insofern ist unser Natur­schutzgebiet keine Wildnis, sondern wird von Menschen gepflegt, um die Artenvielfalt zu erhalten. Ob es das Schilf ist, die Kies- oder die Sandflächen. Wir müssen gegen die Verbuschung ankämpfen und auch mal Bäume fällen, damit diese Lebensräume nicht irgendwann wieder verschwinden, und damit auch ihre Bewohner“, erklärt Steve Jungen. Man versuche, die Dynamik zu ersetzen, die es normalerweise an einem natürlichen Flusslauf durch wechselnde Wasserstände, Erosion und Sedimentation gebe.

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Natürlich werden im Biodiver­sum aber auch die verschiedenen Tierarten vorgestellt. Wie sehen Rohrdommeln aus, Stare und Kor­morane? Bei den wechselnden Aus­stellungen und der Dauerausstellung können kleine und große Besucher das alles buchstäblich begreifen. Sie lernen, zu verstehen, dass der „Haff Réimech“ mit bis zu 76 Prozent der in Luxemburg nachgewiese­nen Vogelarten das artenreichste Feuchtgebiet des Landes ist und dass viele Zugvögel auf dem Weg in den Süden hier Station machen.

Kleine Schritte tun Wirkung

Immer ganz oben auf der Prioritä­tenliste: der Gedanke der Nach­haltigkeit und des Naturschutzes. „Wir starten jede Führung durch das Naturschutzgebiet mit einem Blick auf unsere Regeln“, sagt Kers­tin Rose.

Auf ihrem Weg durch das Gebiet sammelt sie mit den Gästen auch schon mal Müll am Wegesrand ein. Der Nebeneffekt: Auch Kinder, die nicht viel Bezug zur Natur haben, nehmen Wissen und Sensibilität rund um den Naturschutz für ihr Familienleben zu Hause mit.

„Wichtig ist hier: Konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, aber nicht überfordern, nicht frustrieren“, sagt Steve Jun­gen. Kleine Schritte sind hier das Zauberwort. Zeigen: Was kann ich jetzt und hier bewegen?

Gebaut für die Artenvielfalt

Auf dem Weg durchs Gebiet kommt man an wunderschön ge­stalteten Trockenmauern vorbei, in deren Ritzen schützenswerte Tiere und Pflanzen ein Zuhause finden; an einem „Bienenstock“ aus verschiedenen Sandsteinen, an einer Kräuterspirale und anderen Beispielen für nachhaltige Land­schafts- und auch Gartengestal­tung, die attraktiv anzusehen sind. „Wir würden uns wünschen, dass mehr Menschen Trockenmauern in ihren Gärten hätten statt der allgegenwärtigen Betonelemente“, regt Steve Jungen an. 

 

Weiter geht es über Holzstege, zwischen Schilfrohr, unter Blätter­dächern von Bäumen, die sanft ihre Zweige senken und zu natürlichen Torbögen werden. Immer wieder gibt es Aussichtsstellen, manche sogar in Hütten, die auf Stelzen stehen. Hier und da platschen Frösche ins Wasser.

„Alle Jahres­zeiten sind hier wunderschön, aber am tollsten ist es im Früh­ling“, schwärmt Kerstin Rose mit Blick auf die Natur. „Wenn es ein Konzert aus Vogelstimmen gibt.“ In diesem Moment rufen noch einmal die Blässhühner. Nicht die angenehmsten Stimmen im Vogel- Chor hier. Aber ein Teil des großen Ganzen.

Natur lehrreich erleben

In Luxemburg gibt es zurzeit 60 ausgewiesene nationale Naturschutzgebiete. Somit sind insgesamt 8.116 Hektar geschützt (knapp 3% der Landesfläche). Auch interessant für Besucher sind zudem die Naturparks in Luxemburg:

  • Der Naturpark Öewersauer befindet sich im Nordwesten Luxemburgs. Herzstück ist ein 3,8 km2 großer Stausee, der dem Land als Trinkwasserspeicher und Erholungsgebiet dient. Rund um den See können Besucher den Naturpark auf unterschiedliche Weisen auf sich wirken lassen: zum Beispiel bei ausgedehnten Wanderungen oder bei Touren mit dem Fahrrad. Der Stausee lässt sich per Solarbootfahrt erkunden.
  • Der Naturpark Our liegt in den Ardennen, im Dreiländereck Belgien, Deutschland und Luxem­burg. Geprägt wird er durch die weitläufige Hochebene und die engen, romantischen Felstäler, die die Flüsse Our und Clerve mit ihren Seitenbächen ins Schiefergestein gegraben haben.
  • Die Geschichte des Natur- & Geopark Mëllerdall beginnt vor rund 245 Mio. Jahren in einem Meer. Unzählige Sandkörner und andere Partikel lagerten sich ab und verfestigten sich zu Stein. Das Meer verschwand und Flüsse form­ten die heute so beeindruckende Felsenlandschaft.
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