Namur Bamkuch
© Pancake! Photographie

The Good Life Feinkost und Patisserien in Luxemburg

5 Minuten

Die Genießer-Nation

Luxemburg, Land der süßen Versuchung. Genuss ist fest verankert in der DNA der Luxemburger. Verschiedene Einflüsse, mannigfaltige Spezialitäten. Von Rieslingspastete bis süße „Pflastersteine“ und feine Pralinen, von aufwändig hergestelltem Baumkuchen bis zu duftend geröstetem Kaffee.

Der Baumkuchen braucht Zeit. Viel Zeit. Und ein ruhiges Händchen. Langsam dreht er sich über den offenen Gas-Flämmchen. Ursprünglich eine Teig-Wurst, die um eine Karton-Rolle gelegt wird, wird der Kuchen immer dicker, bilden sich langsam braune Spitzen, dort, wo die Flammen den Teig berühren. Mit dem Finger werden die Rillen zwischen den Spitzen immer wieder vertieft. „Eine Stange ergibt zwölf Baumkuchen!“, erklärt Anne Nickels, Administrateur délégué bei Namur. Der Kuchen duftet köstlich und ist bei den Kunden heiß begehrt. „Wir produzieren ihn zwei Mal pro Woche; er ist ein absolutes Traditions- und Familienprodukt bei uns. Wir benutzen spezielle Maschinen, die so gar nicht mehr gebaut werden heute“, erläutert sie. Seit Jahren sei das besondere Rezept im Besitz des Feinkostherstellers. Der Baumkuchen wird in einem eigenen Raum gefertigt. In den anderen Räumen entstehen viele weitere Spezialitäten aus dem Hause Namur, von Süß bis Herzhaft.

Seit 1863 ist die Feinbäckerei Namur eine der Top-Adressen im Großherzogtum, wenn es um raffinierte Patisserie und gute Küche geht. Gemeinsam mit ihrem Bruder Max Nickels steht Anne in der sechsten Generation dem Familienbetrieb vor. Ein Baumkuchen bekommt durch das Gießen „Jahresringe“, er entsteht Schicht für Schicht. Neue Traditionen legen sich um die alten, das ist in Luxemburg überall Usus. Einflüsse von außen werden „zu eigen“ gemacht. Der Baumkuchen etwa war ursprünglich ein Rezept aus dem Osten Europas, das zur Zeit der Gründung des Großherzogtums über die Grenzen kam. „Wir sind stolz darauf, eine eigene Tradition daraus entwickelt zu haben“, so Anne Nickels. Neue Traditionen entwickeln, das sei im Übrigen typisch für das Großherzogtum.

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Kopfsteinpflaster zum Knabbern

Tradition wird auch bei Oberweis großgeschrieben. Macarons, fantasievolle Torten und süße Stückchen, Brioche und Schokobrot, Eis, Pralinen und mehr, die Palette ist groß. „Und wir machen immer wieder etwas Neues“, sagt Jeff Oberweis, der zusammen mit Bruder Tom die Geschickte des Familienunternehmens leitet. „Pavés du Breedewee“, Kopfsteinpflaster von der Straße „Breedewee“, hat er eine neue Kreation getauft, die für Einheimische und Touristen eine ganz direkte und „bodenständige“ Verbindung zur Hauptstadt Luxemburg sein soll. Die kleinen würfelförmigen Leckereien mit der leichten Krokant-Note stellen Teile vom Kopfsteinpflaster einer typischen Straße in der Altstadt dar, über die man bei einem Spaziergang durch die Stadt läuft. „Wir hatten die Idee, weil das Knuspern von Krokant uns an Pflastersteine denken ließ“, erinnert sich Jeff Oberweis. Piemont-Nüsse kommen ebenso in den „Pavés du Breedewee“ vor wie Kakao, Schokolade, gebrochene Flakes und karamellisierter Zucker. Jeff ist begeistert von dem Konzept und exportiert es. Auch für den relativ jungen Markt in Deutschland, genauer in Trier, stellt Oberweis solche Pflastersteine her, dort mit dem Namen „Domstein-Pflaster“.

„Ich gebe immer Vollgas und bin begeistert von Innovationen“, sagt Jeff grinsend, der zu Beginn seiner Laufbahn ganz klassisch eine fünfjährige Patissier-Lehre in Paris gemacht hat. Der Betrieb ist ein Familienbetrieb, mit allen Herausforderungen. 1964 von Pit und Monique Oberweis gegründet, beschäftigt er derzeit über 330 Mitarbeiter an sieben Standorten. Jeff selbst hatte schon viele Ideen und Möglichkeiten – wollte aber auf die Dauer in seiner Heimat Luxemburg tätig sein. Filialen der Geschäfte, wo man auch gemütlich vor Ort essen kann, gibt es an mehreren Adressen in der Hauptstadt und darüber hinaus.

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Perfekte Pastete zum Riesling

Heimatverbunden und erfindungsreich zugleich ist man auch bei Kaempff-Kohler. „Mein Großvater Pierre hat 1928 die berühmte Riesling-Pastete erfunden“, erzählt Christian Kaempff, der heute mit seinem Bruder Guill das Unternehmen Kaempff-Kohler leitet. „Er saß damals mit Freunden im Café, es gab Riesling, man bekam Appetit – aber irgendwie fehlte das passende Essen zum Wein. Und da kam die Idee auf: Warum nicht ein Gebäck mit Riesling herstellen? Und mit Fleisch und Sülze?“ Das sei, so Christian, die Geburtsstunde der „Rieslingspaschtéit“ gewesen. „Ideal für alle! Die Weintrinker haben etwas zu essen, bleiben länger sitzen, trinken mehr Wein, ein Vorteil für alle!“, sagt Christian Kaempff verschmitzt lächelnd. „Rieslingspaschtéit gibt es nur hier bei uns im Großherzogtum!“, sagt er stolz. Luxemburg sei „zu 100 Prozent“ eine Genießer-Nation, und das zeige die Pastete nachgerade exemplarisch. Die Pastete hat zudem einen kleinen Bruder bekommen, nämlich  die „Tourte au Pinot Noir“, die mit Schwarzburgunder-Wein aus Luxemburg gemacht wird.

Natürlich produziert Kaempff-Kohler viele andere Spezialitäten, neben den herzhaften Speisen auch süße Leckereien. Immer im Fokus: lokale Produzenten. Umgekehrt findet sich die Rieslings-Pastete heute auch bei den anderen Feinkost-Kollegen. Wie Oberweis und Namur gehört Kaempff-Kohler zu den „Fournisseurs de la Cour“, ein Label, welches die Anerkennung des Großherzoglichen Hofs offiziell bescheinigt.

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Duftende Madeleines für den Großherzog

Wer ihre Boutique gleich neben dem Großherzoglichen Palast betritt, der kann dem Duft der Madeleines von Léa Linster kaum widerstehen. Nachdem sie 1987 den Stern für ihr Restaurant „erkocht“ und 1989 als erste und bislang einzige Frau den renommierten Kochwettbewerb „Bocuse d’Or“ gewonnen hat, folgten zahlreiche erfolgreiche Projekte bei Léa Linster. Wie ihre butterweichen Madeleines, die sie seit 1985 herstellt. „An dem Rezept habe ich ein Jahr lang gearbeitet“, sagt die Sterneköchin. Der Teig wird in ihrem Hauptsitz in Frisange hergestellt und dann in die Filiale in der Stadt gebracht. Dort wird die appetitliche Masse mit einem kleinen „Zipfel“ in die charakteristische Muschel-Form gespritzt, mal mit, mal ohne Schoko-Note.

Wer Léa Linster in ihrem Boutique-Café trifft, merkt, dass sie mit Herzblut und unglaublich guter Laune am Werk ist. „Für mich sind die Madeleines pure Lebensfreude aus Luxemburg, das liegt auch an den natürlichen und einfachen Zutaten“, betont Léa Linster. Ein Kunde habe für seine schwangere Frau kistenweise Madeleines gekauft, erinnert sich die Spitzenköchin lachend. Der großherzogliche Hof ist wohl nicht umsonst begeisterter Abnehmer der locker-leichten Backwaren.

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Barocke Fülle an Schokolade

Chocolate House

Fast barock-überbordend präsentierte Schokoladenträume gibt es direkt gegenüber dem großherzoglichen Palast beim Chocolate House von Nathalie Bonn. Genuss pur, viel sinnliche Form und bunte Farbe, viel Crème und Sahne, sich eng aneinander schmiegende Leckereien unter prächtigen Kronleuchtern. Die Lieblings-Spezialität hier: Hot Spoons, Schokoladenblöcke auf Löffeln, die sich in heißer Milch aromatisch auflösen. „Wir sind spezialisiert auf heiße Schokolade, ohne Pulver“, sagt Nathalie Bonn, Herz und Seele des Geschäfts. „Man kann Luxemburg richtig herausschmecken: Milch und Rahm von hier, keine Ersatzprodukte, einfach authentisch, das wollen wir sein“, sagt sie. Die gelernte Köchin liebt die schönen Dinge, und sie liebt die Gäste, die bei ihr ein- und ausgehen. Von den vielen prominenten Kunden zeugen zahlreiche Fotos. Neu beim Chocolate House in der Hauptstadt ist, dass Besucher in einem Atelier um die Ecke bei der Produktion durch Schaufenster zusehen können. Süße Produktion fast zum Anfassen.

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Genaveh

 „Bei uns präsentieren wir eine große Vielfalt an Geschmacksrichtungen, so vielfältig wie Luxemburg selbst - und fast so viele unterschiedliche Pralinen, wie es Nationen bei uns gibt“, sagt die junge Patissière Alexandra Kahn. Das verbinde ihre Delikatessen mit Luxemburg als Land. Kahn hat vor wenigen Jahren die traditionelle Chocolaterie Genaveh in Steinfort übernommen. Viele Original-Rezepte der verstorbenen Begründerin Geula Naveh benutzt sie weiter. Als „chocolatier artisanal luxembourgeois“ beliefert sie Spitzenköche und verführt mit hausgemachten Pralinen in zartblauer Verpackung. Im Atelier in Steinfort werden fair gehandelter Kakao, Ganache, Caramel und Praliné zu kunstvollen Zuckerwerken weiterverarbeitet. Seit 2022 gibt es zudem ein Ladengeschäft in der rue Philippe II im Herzen der Hauptstadt. Die junge Marke trägt das „made in Luxembourg“-Label und ist zudem ebenfalls Lieferant des Großherzoglichen Hofes.

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Lola Valerius

Sie sehen fast aus wie Edelsteine, glatt, grafisch gestaltet, perfekt farbig sortiert, Ästhetik pur: bunt, glänzend und ungewöhnlich, die kleinen, feinen Schoko-Werke von Lola Valerius. In ihrer „gläsernen Produktion“ gewährt die studierte Architektin Besuchern helle Einblicke in ihre Patisserie-Kunst. Am Standort in Esch finden sich Manufaktur und Boutique in einem. „Die Nähe zum Kunden ist uns sehr wichtig!“, sagt Lola Valerius. Ihre Leidenschaft für schöne, süße Naschereien hat die Escherin während des Studiums in Wien entdeckt, als sie für ihre Freunde Kuchen backte. Sie entschied sich, statt am Schreibtisch Architektur zu betreiben, am Backtisch zu stehen, perfektionierte ihr Können dann unter anderem an der École de Boulangerie et de Pâtisserie in Paris und arbeitete in Taiwan. Neue Wege und bunter Glanz in Luxemburg: frischer Wind in der Pralinen-Welt.

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Kaffee und Genuss gehören zusammen

Kaffee und Genuss gehören zusammen. Einblicke in eine Kaffeerösterei bietet die Maison Santos in der Grand-Rue. Die im Zweiten Weltkrieg gegründete Rösterei mit der vorgesetzten Glasfassade entführt in eine andere Welt. Drinnen der typische Röst-Geruch, die Maschinen, teils über 70 Jahre alt, dröhnen, es wird geröstet, abgefüllt, vakuumiert. Mitarbeiterin Ana Tavares ist seit über 20 Jahren in der Maison Santos beschäftigt. Sie kennt auch die geheimen Mischungen. Das Haus „Santos“ hat eine lange Tradition. „Während des 2. Weltkrieges wurden hier im Haus Widerstandskämpfer versteckt“, erzählt sie. Stolz ist man hier darauf, seit 1993 erste Fair Trade-Rösterei Luxemburgs zu sein. Denn Genuss und Nachhaltigkeit können und sollen zusammengehören.

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Genießer-Adressen

8 Treffer
  • © Genaveh
    Genaveh - Luxemburger handwerklicher Schokoladenhersteller
    Genaveh - Luxemburger handwerklicher Schokoladenhersteller
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  • © Mike Zenari
    Boutique Delicatessen Léa Linster
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  • © Chocolate House Luxembourg
    Chocolate House
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  • © Kaempff-Kohler City
    Kaempff-Kohler City
    Kaempff-Kohler City
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  • © Pancake! Photographie
    Confiserie Namur Luxemburg Stadt
    Feinkost beim Spaziergang durch die Hauptstadt.
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  • © Mike Zenari
    Lola Valerius - chocolatier aus Luxemburg
    Leckere Pralinen, grafisch reizvoll.
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  • © Mike Zenari
    Maison Santos
    Der Duft feinen Kaffees weht durch die Straßen.
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  • © Pâtisserie-Traiteur Oberweis
    Pâtisserie-Traiteur Oberweis
    Pâtisserie-Traiteur Oberweis
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