Die Genießer-Nation
Luxemburg, Land der süßen Versuchung. Genuss ist fest verankert in der DNA der Luxemburger. Verschiedene Einflüsse, mannigfaltige Spezialitäten. Von Rieslingspastete bis süße „Pflastersteine“ und feine Pralinen, von aufwändig hergestelltem Baumkuchen bis zu duftend geröstetem Kaffee.
Der Baumkuchen braucht Zeit. Viel Zeit. Und ein ruhiges Händchen. Langsam dreht er sich über den offenen Gas-Flämmchen. Ursprünglich eine Teig-Wurst, die um eine Karton-Rolle gelegt wird, wird der Kuchen immer dicker, bilden sich langsam braune Spitzen, dort, wo die Flammen den Teig berühren. Mit dem Finger werden die Rillen zwischen den Spitzen immer wieder vertieft. „Eine Stange ergibt zwölf Baumkuchen!“, erklärt Anne Nickels, Administrateur délégué bei Namur. Der Kuchen duftet köstlich und ist bei den Kunden heiß begehrt. „Wir produzieren ihn zwei Mal pro Woche; er ist ein absolutes Traditions- und Familienprodukt bei uns. Wir benutzen spezielle Maschinen, die so gar nicht mehr gebaut werden heute“, erläutert sie. Seit Jahren sei das besondere Rezept im Besitz des Feinkostherstellers. Der Baumkuchen wird in einem eigenen Raum gefertigt. In den anderen Räumen entstehen viele weitere Spezialitäten aus dem Hause Namur, von Süß bis Herzhaft.
Seit 1863 ist die Feinbäckerei Namur eine der Top-Adressen im Großherzogtum, wenn es um raffinierte Patisserie und gute Küche geht. Gemeinsam mit ihrem Bruder Max Nickels steht Anne in der sechsten Generation dem Familienbetrieb vor. Ein Baumkuchen bekommt durch das Gießen „Jahresringe“, er entsteht Schicht für Schicht. Neue Traditionen legen sich um die alten, das ist in Luxemburg überall Usus. Einflüsse von außen werden „zu eigen“ gemacht. Der Baumkuchen etwa war ursprünglich ein Rezept aus dem Osten Europas, das zur Zeit der Gründung des Großherzogtums über die Grenzen kam. „Wir sind stolz darauf, eine eigene Tradition daraus entwickelt zu haben“, so Anne Nickels. Neue Traditionen entwickeln, das sei im Übrigen typisch für das Großherzogtum.