Im Herzen „fru“
An Sauer und Mosel wächst der Rohstoff für edle große und charmante kleinere Weine. Eine uralte Kulturlandschaft, in der sich Jungwinzer Georges Schiltz seine ganz eigene Experimentierwerkstatt geschaffen hat.
Georges Schiltz ist verrückt. Oder wie soll man es nennen, wenn ein Geografiestudent, in dessen Familie niemand Winzer ist oder war, plötzlich auf die irre Idee kommt, Wein anbauen zu wollen? Wenn sich jemand in einem uralten Anbaugebiet, in dem schon seit Römerzeiten Generationen von Winzern ihre
Reben bestellen, einfach hinstellt und auch mitmischen will?
Sie werden gerne als die „jungen Wilden“ bezeichnet. Die nachrückende Generation von Winzern, die mit neuen Anbaumethoden experimentiert, die in regem Austausch mit Kollegen auf der ganzen Welt steht und die – das Auge trinkt ja bekanntlich mit – Wert auf die Gestaltung ihrer Flaschen und Etiketten legt.
Georges Schiltz ist so ein Wilder. Und mit seinen 32 Jahren definitiv jung! Ursprünglich wollte er in die Entwicklungshilfe und studierte Geografie. Doch sein Großvater führte ihn schon früh in die Kunst des Obst-Brennens ein. Er war fasziniert, wie man die Aromen der Streuobstwiesen rund um den elterlichen Bauernhof gewissermaßen herausdestillieren konnte, und so wurde aus dem Hobby mehr. Schon während des Studiums professionalisierte er die Brennerei. Unter dem Namen „Tudorsgeeschter“ (nach dem Blei-Akkumulator-Erfinder und Sohn des Ortes Henri Tudor werden die Einwohner Rosports gerne „Tudors Geister“ genannt), vertreibt er Schnäpse und Liköre.
Doch er ist neugierig. Umgeben von Weinbergen, will er auch diesen Früchten seine Aromen entlocken. Ein etwas gewagtes Unterfangen, gibt es doch keine Weinbautradition in der Familie. Und vor allem: keinen Weinberg!
„Bei einer Studienreise nach Bolivien stand ich plötzlich da: Vor mir der abgeholzte Regenwald, hinter mir die – denkbar einfachen – Häuser der Einheimischen, und da wurde mir klar, ich will etwas tun, um die Schönheit der Kulturlandschaft meiner eigenen Heimat zu bewahren“, erzählt Georges. „Wir leben in Europa dermaßen abgesichert, was soll schon passieren? Mehr als scheitern kann ich nicht. Und das wäre auch
nicht weiter schlimm.“ Etwas tun, was einen tieferen Sinn ergibt. Etwas, das nicht nur reines Geldverdienen ist. Wie befriedigend das sein muss. Sein Entschluss war gefasst.