Ein Besuch in der Austellung „The Family of Man“ ist eine sehr intensive Erfahrung. Perfekt inszeniert, kunstvoll beleuchtet, ein unaufdringliches und wie natürlich gewachsenes Gesamtkunstwerk. Bei jedem Besuch lassen sich neue Details entdecken.
Wie kann ein Porträt der Menschheit aussehen? Was sind die wichtigen Themen? Jedes Bild hängt in der Ausstellung offensichtlich genau an der Stelle, wo es hingehört, fast organisch mutet das an. Zu den Bildern gibt es Textstücke von Shakespeare, James Joyce, Thomas Paine und Lillian Smith. Sie stehen daneben, einfach so, ohne erklärende Unterschriften. „Deep inside, in a silent place where a child`s fears crouch“, dieses weiß auf schwarz gedruckte Zitat der Schriftstellerin Lillian Smith flankiert Bilder von Kindern, Mädchen und Jungen, die offensichtlich arm sind, die resigniert oder verzweifelt in die Kamera gucken, hinter Stacheldraht, vor trister Landschaft, aber auch mit ihren Müttern, deren Blick ebenfalls zeigt, dass das Leben hart ist. Drei Mädchen vor einem kleinen, einsamen Haus, das von einer wilden Wiese umgeben ist, halten sich an einem Viehzaun fest und blicken mich ernst an, die älteren zwei dunkelhaarig, die jüngste blond. Ich muss an meine Mädchen denken. Zwei große Brünette, eine kleine Blonde. Sie sind etwa im gleichen Alter wie die abgelichteten Mädchen, von denen ich nichts weiß. Nicht, was aus ihnen wurde, nicht, wie lange sie lebten. Und doch habe ich das Gefühl, mit ihnen verbunden zu sein. Einfach nur, weil ich sie gesehen habe.