Beschreibung
Auf den Spuren des Festungsbaumeisters Vauban entdecken Sie die Zeugen der militärischen Vergangenheit Luxemburgs, erleben den urtümlichen Charme der alten Unterstadt Pfaffenthal und genießen von den umliegenden befestigten Höhen aus eindrucksvolle Panoramen der Stadt, die, in preußischer Zeit zur Bundesfestung ausgebaut, bis zu ihrer Schleifung als uneinnehmbar galt.
Wegbeschreibung
Ausgangspunkt des Vauban-Rundwegs ist der Bockfelsen, ein von schroffen Abhängen begrenzter Felssporn, dessen strategisch günstige Lage schon Graf Siegfried im 10. Jh. zur Errichtung seiner Burg, der Keimzelle der späteren Oberstadt, nutzte. Nach der Zerstörung und dem Verfall der Burg entstand auf dem Bockfelsen bis 1620 unter spanisch-habsburgischer Herrschaft ein erstes Fort, das bei der Einnahme Luxemburgs durch die Franzosen (1684) zerstört wurde. Vauban ließ die Bockbefestigung anschließend in weitgehend unveränderter Form wiederherstellen. Erst unter Maria Theresia wurde die Anlage mit 25 unterirdischen Geschützständen, den Bock-Kasematten, verstärkt (1744-1745). Über die Schlossbrücke führt der Vauban-Rundweg vor dem Staatsrat und hinter alten Bürgerhäusern vorbei, in denen heute verschiedene Abteilungen des Nationalmuseums für Geschichte und Kunst (MNHA) untergebracht sind. Der Eingang zu diesem Kulturinstitut befindet sich auf der Seite der Hauptfassade dieser Patrizierhäuser in einem am alten Marché-aux-Poissons gelegenen zeitgenössischen Gebäude. Etwas unterhalb des Museums passieren wir den Bogen des ersten Pfaffenthaler Tores und spazieren am Fuß der hoch aufragenden Unteren GouverneursBastion (1606) entlang. Durch das spitzbogige Tor der sog. Drei Türme verlassen wir schließlich den mittelalterlichen Befestigungsring der Oberstadt. Der quadratische Kernbau der Toranlage stammt noch aus der Zeit der zweiten Ringmauerbefestigung (verm. um 1200) und wurde im 14. Jh. mit zwei runden Flankentürmen verstärkt. Wir überqueren die Straße über den Zebrastreifen und genießen dann nahe an einem der zahlreichen Postenerker, die im Volksmund Spanische Türmchen genannt werden, das Panorama. Die „Montée de Pfaffenthal“ führt uns hinab in die zu beiden Seiten der Alzette gelegene Unterstadt Pfaffenthal, dem – neben der Unterstadt Grund – wohl ältesten Viertel der Stadt Luxemburg. Hier am Flussübergang der alten Konsularstraße Reims-ArlonTrier bestand bereits zur Römerzeit eine kleine Siedlung. Im Pfaffenthal, benannt nach den Mönchen der Benediktinerabtei Altmünster, die den fruchtbaren Talgrund bestellten, ließen sich im Mittelalter vor allem Handwerker und kleine Betriebe wie Gerber, Brauer und Wollfärber nieder. Noch heute lässt sich in den engen Gassen die sehr lebendige, ursprüngliche Atmosphäre des charmanten Viertels erleben. Über die rue Laurent Menager gelangen wir am Panoramalift (2016) vorbei zum Wahrzeichen Pfaffenthals, den wuchtigen, sehr gut erhaltenen Vauban-Türmen, nach ihren mittelalterlichen Vorgängerbauten Eichertor und Siechentor (jenseits der Alzette) genannt. Da Vauban bei der französischen Belagerung das weitgehend unbefestigte Pfaffenthal und die angrenzende Höhe als Schwachpunkte der Festung erkannt hatte, ließ er diese Abschnitte 1685 in den Befestigungsring der Stadt mit einbeziehen. Er befestigte die Höhen mit zwei Forts und verriegelte das Tal durch eine Abschlussmauer, die stadtseitig an Fort Berlaymont und auf der gegenüberliegenden Seite an die neuen Forts der Grünewälder Höhen anschloss. Den Talgrund sicherte Vauban zusätzlich durch die beiden verteidigungsfähigen Tortürme: tiefe Gräben (1997/98 freigelegt), schwere Fallbrücken und Gewehrscharten hielten den Feind auf Distanz. Gelangte dieser dennoch an einen Turm heran, so konnte er durch Öffnungen zwischen den Konsolen des vorragenden Traufgeschosses (sog. Maschikuli) mit siedendem Pech oder Öl überschüttet werden. Türen im 1. Obergeschoss führten auf die Wehrgänge der Talabschlussmauern. Vor dem Eichertor liegt ein zweites, pfeilförmiges Befestigungswerk, ein sog. Ravelin, der seit 1743 den Torgraben sicherte. Sein oberirdisches Mauerwerk wurde 1872 niedergelegt und unlängst rekonstruiert. Der hohe, schlanke Schornstein am Flussufer ist einer der Überreste eines Pumpwerks (1876), das Quellwasser vom Talgrund in die Oberstadt pumpte. Zwischen den beiden Vauban-Türmen überquert die Talabschlussmauer als schmale Brücke, im Volksmund „Béinchen” genannt, den Flusslauf. Wir besteigen ihren Laufgang, der mit Brustwehr und Gewehrscharten versehen war (vor einigen Jahren teilweise rekonstruiert) und gelangen ans andere Ufer der Alzette, die sich durch Holzgatter in den drei Brückenbögen absperren ließ. In Flusshöhe werfen wir einen Blick auf die Pfaffenthaler Brücke (1912). Etwas weiter flussaufwärts wurden 1990 die Fundamente der Römerbrücke, der noch bis ins Mittelalter wichtigsten Verkehrsbrücke der Stadt, ausgegraben. Vom Siechentor* aus können wir entweder über einen langen zeitgenössischen Treppenaufgang, der die historische Talabschlussmauer entlangführt, direkt in den Niedergrünewald hinaufsteigen oder unsere Besichtigung auf einem sanfter ansteigenden Weg, ohne Treppen, über die rue Vauban und die rue des Trois Glands, auch „Hiel“ genannt, fortsetzen und haben auch von dort aus Zugang zum Fort Niedergrünewald. * Während der touristischen Saison wird im Inneren ein Film über die Entstehungsgeschichte Luxemburgs gezeigt. Dem Treppenaufgang folgend stoßen wir auf halber Höhe zwischen Vorstadt und Niedergrünewald auf die Eisenbahntrasse Luxemburg–Ettelbrück. Die Trasse aus dem Jahr 1859 führt durch ein mit Gewehrscharten versehenes Festungstor in die Stadt hinein. Weiter oben erreichen wir schließlich das 1684/85 durch Vauban errichtete Fort Niedergrünewald. Das Fort Niedergrünewald bestand aus drei Bastionen, zwei Wallschilden und weitläufigen unterirdischen Minengängen. Nach der Schleifung sind Teile der linken, terrassenförmig angelegten Bastion erhalten geblieben. Wir steigen von Fort Niedergrünewald (wieder) hinunter ins Höhlental, auch „Hiel“ genannt. Das enge Seitental der Alzette, durch das die alte Römerstraße nach Trier führte (heute rue des Trois Glands), sicherte Vauban 1684/85 durch die Grünewälder Pforte, auch Höhlentor genannt. Der ursprünglich mit Torgraben, Zugbrücke und Pechnasenerker versehene Turm wurde später umgebaut und um ein Geschoss erhöht. Die angrenzenden Talabschlussmauern wurden 1875 niedergelegt. Fast unverändert erhalten sind die drei etwas unterhalb des Tores gelegenen eingeschossigen Mehlmagazine. Oberhalb der Grünewälder Pforte beginnt ein schmaler Waldweg, der uns erneut auf die Höhen führt. Wir durchqueren die Überreste des Forts Obergrünewald, durch die später auch unser Rückweg führen wird, bis zum Fort Thüngen. Die Überreste dieses Forts, das seinen Namen dem Oberstfeldwachtmeister Adam Sigismund von Thüngen verdankt, verschwanden nach der Schleifung 1876 unter einer Erdschicht. Mit der Umwandlung des Standorts Dräi Eechelen in einen Park schufen Landschaftsarchitekten einen Ort der Erholung und der Entspannung für die Bevölkerung. Das Fort Thüngen, Musée Dräi Eechelen liegt inmitten des gleichnamigen Parks. Namensgebend waren dafür die drei vergoldeten Eicheln aus Stein, die die Türme des Reduits von Fort Thüngen krönen. Die Österreicher errichteten das Festungswerk mit seinen spektakulären Kasematten, Galerien und Minen in den Jahren 1732-33. Es entspricht noch weitestgehend dem Originalzustand der letzten Ausbauphase der Festung aus den Jahren 1836-37 durch die Preußen. Die Geschichte der Festung und des Landes sind miteinander verwoben. Diese zusammenhängende historische Entwicklung zeichnen die über 600 ausgestellten Objekte und Originaldokumente vom ausgehenden Mittelalter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nach. In der Dauer- und den Sonderausstellungen können wir uns einen allgemeinen Überblick über das „Gibraltar des Nordens“ verschaffen und bemerkenswerte Besonderheiten über die Festung Luxemburg erfahren. Seit 2018 ist es möglich, unterwegs und von zuhause aus sowohl die Ausstellung als auch die Kasematten des Forts interaktiv in 3D zu erkunden und so das Museum digital zu erleben. Der Museumsbau selbst bezeugt die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart auf einzigartige Weise. Durch eine 169 m lange, in den Felsen gehauene Galerie* können wir auf unterirdischem Wege vom Fort Thüngen zurück ins Fort Obergrünewald gelangen, das bereits unter Vauban nach 1684 erbaut wurde. * Diese Galerie ist während der Öffnungszeiten des Museums in Begleitung eines Museumsmitarbeiters zugänglich. Besucher werden gebeten, sich am Empfangsschalter des Museums zu melden. Die Überreste dieses Forts wurden 2009 freigelegt und teilweise rekonstruiert. Die äußerste Spitze der rechten (südöstlichen) Bastion bewacht noch heute ein sogenanntes Spanisches Türmchen (ehemaliger Postenerker). Von der stadtseitigen Flanke des Forts genießen wir ein einmaliges Panorama der Oberstadt. Im Vordergrund erkennt man den Bockfelsen mit seinen zerklüfteten, in den Felsen gesprengten Geschützständen (Kasematten), die nach 1867 unbrauchbar gemacht wurden, indem man die Felsöffnungen stark vergrößerte. Der Vauban-Rundweg verlässt nun die Grünewälder Höhen und führt hinab in die Unterstadt Clausen. Hier versperrte das heute vollständig verschwundene Mansfeldtor (vor 1600 von Graf Mansfeld erbaut, 1684/85 von Vauban verstärkt) den Zugang zur Festung von Nordosten her. Wir überqueren die Alzette und gelangen unter den hohen Bögen der eleganten Eisenbahnbrücke von 1858/61 hindurch zur Jugendherberge an der rue du Fort Olizy. Von hier aus steigen wir am Fuße des Bockfelsens entlang hinauf zum Ausgangspunkt unserer Wanderung.
Sicherheitshinweise
Es sind keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen erforderlich, aber seien Sie vorsichtig auf nassem Pflaster.
Ausrüstung
Es wird keine spezielle Ausrüstung benötigt.
Anreise
Benutzen Sie die kostenlosen öffentlichen Verkehrsmittel, um die Haltestelle Pfaffenthal, Um Bock oder Clausen, Plateau Altmünster mit den Buslinien 9 & 14 zu erreichen.
Anreise:
Folgen Sie den Schildern, die Sie zum Bock-Feslen in der Montée de Clausen Strasse führen, oder geben Sie Montée de Clausen in Ihrem GPS ein.
Parken:
Parkplätze für Autos gibt es in den nahe gelegenen Parallelstraßen.