Musée de l'Ardoise

Haut-Martelange © Thomas Jutzler

Transforming Experiences Schiefermuseum in Obermartelingen

3 Minuten

Schiefer-Geschichte

Worum geht es?

  • Das Schiefermuseum in Obermartelingen präsentiert die Geschichte des Schiefers in Luxemburg.
  • Ehemalige Arbeiter wie René Risch teilen ihre Erfahrungen und machen die Geschichte lebendig.
  • Restaurierte Gebäude und eine faszinierende unterirdische Tour geben Einblicke in die harte Arbeit in der Schieferindustrie von 1790 bis 1986.
  • Das „Bopebistro“ dient als Treffpunkt für Schiefer-Enthusiasten und Mitglieder des Vereins „Frënn vun der Lee“.

In den grünen Hügeln des malerischen Obermartelingen liegt ein Ort, der die Besucher in eine Epoche führt, als Handarbeit noch der Schlüssel zur Industrie war. Die Geschichte spricht aus den Steinen selbst und ist auf faszinierende Weise präsentiert – im neuen Schiefermuseum.

Mit sorgfältig restaurierten Ge­bäuden und einer Fülle von Arte­fakten bietet das Schiefermuseum den Besuchern einen Einblick in einen oft übersehenen, aber grundlegenden Teil der luxembur­gischen Industriegeschichte, der von 1790 bis 1986 dauerte. Aber der wahre Schatz dieses Museums sind nicht die Ausstellungsstücke – es sind die Menschen, die dort gearbeitet haben.

Bei unserem Besuch hatten wir das Glück, René Risch zu treffen, einen ehemaligen Arbeiter, dessen Hände unzählige Schieferblöcke in nutzbare Materialien verwandelt haben. Mit seinen lebhaften Augen und der durch Arbeit geprägten Haltung ist René das menschliche Gesicht eines Industriezweigs, der in den vergangenen Jahrhunderten eine entscheidende Rolle spielte.

Mit 14 Jahren an der Maschine

Die Geschichten, die er zu erzählen hat, machen das Museum lebendig. René erzählt von den schwierigen Bedingungen, unter denen die Arbeiter täglich Schiefer schnitten und formten, von der Kamerad­schaft und den kleinen Freuden, die sie inmitten der schweren Arbeit fanden. Es ist nicht nur die Geschichte des Schiefers, die hier erzählt wird, sondern auch die der Menschen, die ihr Leben dieser harten, aber lohnenden Arbeit ge­widmet haben.

Mit einer leicht melancholischen Miene führt uns René in den hin­teren Teil des Museums, zu einer Ecke, die durch das weiche Licht eines alten Fensters erhellt wird. „Hier“, sagt er und zeigt auf eine Bank, „war mein Platz. Hier habe ich begonnen.“

Er lehnt sich gegen die Wand, seine Finger streichen sanft über das vertraute Gemäuer. „Ich war ein Junge, vierzehn Jahre alt, als ich hier anfing. Es war hart, sehr hart. Die Arbeitstage waren lang, und das Schneiden des Schiefers erforderte Präzision und Konzen­tration.“

Mit einem fast jugendlichen Lä­cheln auf dem Gesicht bewegt sich René zu einer Ecke des Raumes, wo ein altes Schiefer-Schneidegerät steht. Er setzt sich hin und nimmt vorsichtig einen unbearbeiteten Stein in die Hände.

„Ich frage mich, ob ich es noch kann“, sagt er mit einem schelmi­schen Blick. Die Besucher um ihn herum werden ganz ruhig, als er den Stein auf die Maschine legt und das Schneidegerät langsam in Bewegung setzt. Es ist ein Moment von gespannter Stille, dann hört man das Kratzen des Schneide­werkzeugs auf dem Stein. René bewegt sich mit der Routine und Präzision des geübten Handwer­kers. Viele kleine Bewegungen. Krrk, krrk, krrk. Et voilà: eine perfekt geschnittene Schieferplatte liegt auf seinem Handteller.

Nach der Begegnung mit René übernimmt ein weiterer Guide die Führung, um die Gäste in die Unterwelt des Besucherbergwerks zu entführen. Mit Helmen aus­gestattet, beginnt der Abstieg in die Tiefe. Die Luft wird kühler, und bald ist das stete Tropfen von Wasser zu hören, das von der Decke fällt und dunkle Pools auf dem felsigen Boden bildet. Kleine Pfützen auf den Treppenstufen und riesige Seen am Grund der weitver­zweigten Höhle. Die Feuchtigkeit ist allgegenwärtig, sie hängt in der Luft und lässt die Finger kalt und klamm werden.

In den Tunneln des Bergwerks wird die Geschichte des Schieferabbaus auf beeindruckende Weise zum Leben erweckt. Licht- und Video­installationen erhellen die alten Stollen und erzeugen lebendige Schatten, die auf den Wänden tan­zen. Die Illuminationen beleuchten die raue Schönheit des Schiefers und werfen – sprichwörtlich – ein neues Licht auf die Arbeit, die hier geleistet wurde.

Musée de l'Ardoise

Haut-Martelange © Thomas Jutzler

Erhellendes unter Tage

Die Videoprojektionen zeigen die Bergleute bei ihrem Tun und geben so den Zuschauern einen realistischen Eindruck davon, wie es gewesen sein muss, in diesen Tunneln zu „malochen“. Die Geräu­sche von Hämmern und Meißeln hallen durch den Raum, gemischt mit dem Echo der Stimmen von Männern, die vor langer Zeit hier gearbeitet haben. Aber es ist nicht nur die Geschichte, die hier unten spürbar ist. Es ist auch die Präsenz der Natur selbst. Die Feuchtigkeit, die Kühle, das ständige Tropfen des Wassers – alles erinnert daran, dass dies ein Ort ist, der vom Menschen geformt, aber immer noch stark von den Elementen beeinflusst wird.

Nach dem eindrucksvollen Besuch des Bergwerks kehren die Besucher ans Tageslicht zurück und haben vielleicht das Glück, René im „Bo­pebistro“ zu begegnen. Das Bistro ist ein gemütlicher Ort innerhalb des Museums, wo man eine Tasse Kaffee und lokale Spezialitäten ge­nießen kann.

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Freunde des Schiefers

Hier trifft sich René regelmäßig mit den weiteren Mitgliedern des Vereins „Frënn vun der Lee“, einer Gruppe von Enthusiasten, die sich der Bewahrung dieses bedeutenden kulturellen Erbes verschrieben haben.

Obwohl die Mitglieder des Ver­eins deutlich jünger als René sind, teilen sie seine Leidenschaft für das Handwerk und die Geschichte des Schiefers. Sie hören ehrfürch­tig zu, wenn René Geschichten aus seiner Zeit als Arbeiter erzählt und seine Erfahrungen und Kennt­nisse mit ihnen teilt. Diese Treffen sind mehr als nur gesellige Zusam­menkünfte, sie sind ein lebendi­ges Zeugnis des unermüdlichen Engagements dieser Gemeinschaft dafür, dass die Geschichte dieses Ortes nicht in Vergessenheit gerät.

In dieser herzlichen Atmosphäre kann man die Freude und den Stolz spüren, die René und seine jüngeren Freunde für ihr Erbe empfinden. Sie laden jeden dazu ein, sich ihnen anzuschließen, zu lernen und die einzigartige Kultur und Geschichte des luxembur­gischen Schieferbergbaus zu erleben.

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Arbeit unter Tage erleben

  • Das Schiefermuseum wurde nach langen Planungen im Jahr 2023 eröffnet. Viele engagierte Menschen und ehemalige Mitarbeiter waren daran beteiligt, es zu dem in­spirierenden Ort zu machen, der es heute ist. Dieses Engagement wurde unter anderem bei den Luxemburger „Tourism Awards 2023“ mit mehreren Preisen belohnt.
  • Fasziniert vom Arbeitsleben „unter Tage“? Da gibt es in Luxemburg noch weitere Orte, an denen die Industrie-Vergangenheit lebendig wird. Zum Beispiel im Süden des Landes im Freilichtmuseum Fond-de-Gras. Dort wurde ein altes Bergwerk wieder eröffnet und kann dank der gelben Grubenbahn „Minièresbunn“ bei einer rumpelnden Fahrt durch die Felsen besichtigt werden. Im Gegensatz zum Nordwesten Luxemburgs wurde hier aber nicht Schiefer abgebaut und verarbeitet, sondern rotes Gestein, das Eisenerz enthält. Dieses war dann über viele Jahre hinweg die Grund­lage der Stahlproduktion in Luxemburg. Noch mehr Einblicke rund um die Stahl­produktion und das Leben der Arbeiter findet sich auch im benachbarten Dörfchen Lasauvage, das man mit der Minenbahn erreicht.
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Schiefermuseum - Musée de l'Ardoise
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